Almuth Schult & Alexandra Popp „Sagt frei heraus, was euch stört!“

Andrea Jenewein

Letzte Woche haben wir über Martha und Marie berichtet, die mit einer Petition im Internet Stimmen dafür sammeln, dass der VfB Stuttgart auch Mädchen trainieren soll. Den Artikel darüber, wie sie auf die Idee dazu kamen, findest du hier (klick). Die Nationalspielerinnen Almuth Schult und Alexandra Popp hat das so beeindruckt, dass sie die Elfjährigen zu einem Videotelefonat eingeladen haben.

Marie: Wie seid ihr beiden in Wolfsburg denn auf unsere Petition aus Stuttgart aufmerksam geworden?

Almuth Schult: Ich will immer über alles informiert sein, was den Frauenfußball betrifft. Den Internetsuchdienst Google kann man so einstellen, dass man immer alle neuen Informationen dazu erhält. So bin ich auf den Zeitungsartikel der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten gestoßen. Und ich fand toll, was ihr macht. Unsere Stürmerin Alexandra Popp war auch beeindruckt. Deshalb haben wir uns überlegt, dass wir uns gerne mit euch austauschen wollen.

Marie: Müsst ihr euch an Coronaregeln halten? Wir dürfen ja gerade gar nicht trainieren ...

Alexandra Popp: Im Training selbst nicht, dafür aber werden wir zweimal die Woche getestet.

Almuth Schult: In der Kabine müssen wir immer eine Maske tragen. Und treffen dürfen wir uns außerhalb des Trainings auch nicht. Das ist nicht schön, aber wichtig.

Martha: Wie seid ihr zum Fußballspielen gekommen?

Alexandra Popp: Mein Papa und mein großer Bruder haben Fußball gespielt. Ich war immer auf dem Fußballplatz dabei. So hat das angefangen.

Almuth Schult: Das war bei mir ganz ähnlich. Ich habe drei ältere Geschwister – und bin dann mit fünf Jahren selbst in einen Verein eingetreten. Dort habe ich, bis ich 16 Jahre alt war, mit Jungs zusammen gespielt.

Marie: Wir spielen auch manchmal mit den Jungs im Verein. Das ist schon anders, oder?

Alexandra Popp: Ja. Mit Jungs zusammen zu spielen hat mich weitergebracht. Ich spiele dadurch noch heute sehr körperbetont. Das heißt aber nicht, dass man es in einer reinen Mädchenmannschaft nicht schafft, so weit zu kommen.

Martha: Jungs gehen oft härter in die Zweikämpfe ...

Almuth Schult: Ich denke auch, dass Mädchen und Frauen oft fairer sind, obwohl wir auch mal foulen. Aber wir wollen es anders machen als die Männer. Wir wollen Vorbild sein und es den Frauen, die nach uns kommen, leichter machen.

Martha: Was macht ihr, um den Frauenfußball zu stärken?

Almuth Schult: Wir reden mit dem Nachwuchs – wie jetzt mit euch. Und wir machen uns bei Funktionären dafür stark, dass Frauenfußball mehr in den Mittelpunkt rückt. Bei Fernsehsendern haken wir nach, ob nicht mal wieder ein Spiel gezeigt werden könnte. Dann hören wir oft: „Aber wir haben doch erst vergangenes Jahr eins übertragen.“ Es ist nicht immer leicht, aber wir bleiben dran.

Alexandra Popp: Das wünschen wir uns auch für euch: Nehmt den Mut, den ihr habt, auch weiterhin mit. Wenn euch etwas stört, dann sagt das frei heraus.

Almuth Schult: Genau. Man sollte natürlich immer einen guten Ton treffen und am besten schon Lösungen vorschlagen. Sportlich gesehen wünschen wir euch, dass ihr mal in unsere Fußstapfen tretet.


Almuth Schult (30); Die Fußballtorhüterin steht seit 2013 beim VfL Wolfsburg unter Vertrag. Im September 2015 wurde sie zur Nationaltorhüterin ernannt. Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 gewann sie als Stammtorhüterin die Goldmedaille.

Alexandra Popp (29): Die Stürmerin läuft ebenfalls für den deutschen Meister im Frauenfußball auf. Seit 2010 spielt die Olympiasiegerin von 2016 regelmäßig für die deutsche Nationalmannschaft, 2019 wurde sie zu deren Kapitänin berufen.