Anni: Wie bist du darauf gekommen, Saxophon zu spielen?
André: Als ich 12 Jahre alt war, habe ich ein altes Saxophon auf dem Dachboden gefunden. Es gehörte früher meinem Vater, der auch mal gespielt hat. Ich habe es einfach ausprobiert, und es hat mir gleich Spaß gemacht – seitdem bin ich dabeigeblieben! Und ihr spielt ja auch Instrumente, oder?
Anni: Ja, ich spiele Altsaxophon!
Hanna: Und ich Klarinette!
André: Cool, das freut mich! Schön, dass Blasinstrumente nicht aussterben.
Während der Fußball-EM wurde André Schnura als „der Typ mit dem Saxophon“ bekannt. Vor seinem Konzert in Stuttgart hat er unseren Reporterinnen Anni (10) und Hanna (10) erzählt, warum er das Saxophonspielen einmal neu erlernen musste.
Hanna: Spielt jeder in deiner Familie ein Instrument?
André: Nicht alle, aber ein paar. Mein Vater und meine Schwester spielen auch Instrumente, und meine Oma hat früher Klavier gespielt!
Hanna: Was macht dir beim Spielen vor Publikum am meisten Spaß?
André: Ich liebe es, dass ich Energie vom Publikum zurückbekomme. Ich gebe etwas mit meiner Musik, und die Leute geben etwas zurück. Wenn ich alleine spiele, fühlt es sich an, als würde ich gegen eine Wand spielen – da kommt nichts zurück.
Anni: Ich habe gelesen, dass du das Saxophonspielen neu lernen musstest. Was ist denn passiert?
André: Ich hatte einen dummen Unfall: Ich wollte einen Freund erschrecken und bin in einen Türrahmen gesprungen – der war leider aus Metall! Ich habe den Rahmen voll erwischt. Danach habe ich einiges vergessen. Auch die Muskulatur im Mund, die man beim Spielen braucht, war weg. Das musste ich dann neu aufbauen, und so habe ich noch mal bei null angefangen. Zum Glück ist es leichter, etwas neu zu lernen, was man schon einmal konnte, als ganz von vorn anzufangen.
Anni: Wie oft übst du in der Woche?
André: Ehrlich gesagt übe ich seit Jahren nur, wenn ich neue Lieder lernen will, zum Beispiel für die Auftritte bei der EM. Da musste ich natürlich üben. Auch für die Konzerte habe ich stundenlang geübt. Sogar so viel, dass ich jetzt ein bisschen Probleme mit dem Handgelenk habe.
Hanna: Ist das Saxophonspielen dein Beruf?
André: Ja. Ich verbringe so viel Zeit damit, dass für etwas anderes keine Zeit bleibt. Wisst ihr schon, was ihr später mal machen wollt?
Hanna: Ich bin noch nicht sicher, vielleicht Lehrerin.
Anni: Ich will vielleicht Sängerin werden. Ich singe in der Schule im Chor und auch zu Hause.
André: Was für Musik würdest du dann singen? Pop, Jazz, Klassik oder etwas ganz anderes?
Anni: Eher Pop. Das höre ich auch am liebsten.
Anni: Hast du ein Lieblingsstück auf dem Saxophon?
André: Ich spiele gerne Stücke, die alle kennen und bei denen die Leute mitmachen. Ein aktueller Favorit ist „Völlig losgelöst“. Da rasten die Leute immer total aus.
Hanna: Kannst du etwas zur Blättchenstärke sagen? Mit welcher Stärke spielst du?
André: Beim Saxophon gibt es ein kleines Holzblatt auf dem Mundstück. Wenn man spielt, schwingt es und erzeugt den Ton. Meine Blättchenstärke ist zweieinhalb, und damit habe ich auch angefangen. Normalerweise steigert man die Stärke mit der Zeit, aber ich bin einfach dabeigeblieben.
Anni: Hast du schon mal ein eigenes Stück geschrieben?
André: Ja, oft! Aber veröffentlicht habe ich noch keins. Mein Traum ist es, ein Lied zu schreiben, das auf Partys läuft und bei dem jeder mitsingen kann.
Hanna: Spielst du auch andere Instrumente?
André: Ja, Klavier und Schlagzeug. Ich bin nicht schlecht darin, aber auch kein Profi. Außerdem produziere ich Musik, seit ich 11 Jahre alt bin.
Anni: Wie kamst du auf die Idee, bei der EM zu spielen?
André: Angefangen hat es in einem Park in Köln. Ein paar Freunde und ich wollten Party machen, aber nicht in die Disco gehen. Discos finden wir ein bisschen langweilig und oberflächlich, also haben wir unsere eigene Party im Park gemacht. Die Stimmung war super, und so kam die Idee, es bei Fußball-Events auszuprobieren. Ich bin nach München gefahren und habe es einfach getestet. Das hat so gut funktioniert, dass ich es die restliche EM weitergemacht habe.
Hanna: Bei der EM hast du oft eine schwarze Brille getragen. Warum?
André: Weil ich die Brille bei meinen Auftritten immer aufhatte, wusste keiner, wie ich ohne Brille aussehe. Der Hype war am Anfang riesig, und ich hatte keine Lust, immer auf der Straße erkannt zu werden. Da hat die Brille gut geholfen. Wenn ihr also demnächst berühmt werdet, dann setzt euch auf jeden Fall eine Sonnenbrille auf, und man erkennt euch gar nicht mehr!
André Schnura ist 31 Jahre alt und hat an einer Kunsthochschule Jazz studiert. Er spielte Saxophon bei Hochzeiten und war sechs Jahre lang Musiklehrer, bis er seinen Job verlor. Nach dem ersten Spiel der Fußball-EM 2024 in München spielte er Saxophon mitten unter den Fans im Olympiapark. Er wiederholte das bei weiteren Deutschland-Spielen, und Videos davon verbreiteten sich schnell im Internet. Im Oktober ging er auf seine erste Deutschlandtour. Bei seinen Auftritten trägt er oft ein Trikot von der Fußball-Legende Rudi Völler und eine schwarze Sonnenbrille.