Cybermobbing Schau nicht weg!

Stephanie Schlagenhauf

Das Internet ist eine tolle Erfindung, aber es birgt auch Gefahren: Cybermobbing zum Beispiel. Jemand postet ein peinliches Bild, und die Hänseleien verfolgen das Kind mit dem Smartphone bis nach Hause. Zwei Experten geben Tipps, wie du dich dagegen schützen kannst. 

Was ist Cybermobbing?

Robert Rymeš: Cybermobbing ist eine Erweiterung des herkömmlichen Mobbing und findet im Internet statt. Meist ist es schlimmer als Mobbing, denn die Hänseleien verfolgen die Kinder bis in die eigenen vier Wände. Ein Beispiel: Mitschüler gründen eine Whatsapp-Gruppe, ein einziges Kind wird ausgeschlossen. Über dieses wird böse und gemein hergezogen. Wenn die Beleidigung keine einmalige Sache bleibt, sondern längere Zeit andauert, dann ist das Cybermobbing. Wenn sich aber zum Beispiel zwei Kinder streiten und sich böse Nachrichten über Whatsapp schicken, dann ist das kein Mobbing. Mobbing passiert immer in einer Gruppe: Also wenn sich mehrere Kinder gegen ein einziges Kind stellen.

Wer sind die Täter?

Harald Schmidt: Täter und Opfer kennen sich in den meisten Fällen. Das bedeutet auch, dass die Täter aus dem Bekanntenkreis der Opfer stammen können. Es kann der Schul oder Vereinskamerad oder die Nachbarin sein. Jungen können ebenso wie Mädchen Cybermobbing verüben.

Robert Rymeš: Man hat herausgefunden, dass eine große Anzahl von Tätern früher auch schon mal gemobbt wurde. Sie haben Angst davor, wieder Opfer zu werden. Sie teilen deshalb lieber aus, als einzustecken. Es gibt aber auch Kinder, die gelernt haben, sich durch Mobbing Respekt und Anerkennung zu verschaffen. Das können zum Beispiel Kinder sein, die sich gut durchsetzen können.

Wer sind die Opfer?

Robert Rymeš: Es gibt kein typisches Mobbingopfer. Man kann nicht sagen, dass Kinder, die übergewichtig sind, eine Brille haben oder schielen, leichter zum Opfer werden. Es ist eher so, dass ein Kind zum Opfer wird, das zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Ein Beispiel: Es gibt einen Streit zwischen zwei Freundinnen. Ein Mädchen wird krank. Währenddessen bringt die andere die Mitschüler gegen das kranke Mädchen auf. Als das Mädchen wieder in die Schule kommt, sind plötzlich alle gegen sie. Wenn das Kind zu diesem Zeitpunkt nicht krank geworden wäre, wäre das vielleicht nicht passiert.

Wie geht es den Opfern?

Robert Rymeš: Sie ziehen sich zurück, gehen nicht mehr gerne in die Schule und werden krank. Natürlich werden manche Mobbingopfer mit der Zeit auch komisch. Wenn ein Kind jeden Tag von Mitschülern beleidigt wird, dann zieht es sich zurück, ist nicht mehr offen und geht nicht mehr auf andere zu.

Gibt es Gesetze?

Harald Schmidt: Wer Opfer von Cybermobbing wird, kann natürlich gegen den oder die Täter vorgehen und Anzeige bei der Polizei erstatten. Beleidigung wird beispielsweise mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. Jugendliche oder Kinder unter 14 Jahren, die nicht strafmündig sind, müssen auch mit Strafen rechnen und zum Beispiel Sozialstunden machen.

Wie kann man sich schützen?

Robert Rymeš: Natürlich sollte man keine Bilder von sich ins Internet stellen, für die man sich später schämen müsste: etwa Fotos, auf denen man zu viel nackte Haut zeigt. Besser ist es, etwas vorsichtiger zu sein und sich zu überlegen, wie man sich im Internet darstellen will. Man muss abschätzen können, ob man damit umgehen könnte, wenn andere negativ auf ein Foto reagieren. Das heißt aber nicht, dass du gar nichts mehr veröffentlichen darfst!

Was können die Beobachter tun?

Robert Rymeš: Menschen, die Mobbing beobachten, haben eine ganz große Verantwortung. Sie haben die Macht, etwas zu ändern! Es reicht manchmal schon, wenn sie dem Betroffenen zeigen, dass sie auf seiner Seite sind. Noch besser ist natürlich, ganz klar zu sagen: „Ich finde das nicht gut, was ihr da macht!“ Wenn die Täter mitbekommen, dass die anderen das nicht gut finden, hören sie in der Regel damit auf, denn ein Opfer, das Helfer hat, ist kein leichtes Opfer mehr. Also ganz wichtig: Nicht zu- oder wegschauen, sondern aktiv in das Geschehen eingreifen!


Robert Rymeš ist Sozialpädagoge und Medienpraktiker. In Schulklassen gibt er Workshops, um zu zeigen, wie man Cybermobbing verhindern kann.

Harald Schmidt ist Kriminaloberrat bei der Polizei. Er berät Menschen in Deutschland, wie sie Gewalt vermeiden können. Als Polizist hofft er, dass immer mehr Menschen ihre Privatsphäre auch im Netz schützen und es so weniger Cybermobbing gibt.