Das Neue Schloss Der Angeber-Palast

Nadia Köhler

Morgen, am 17.3., öffnet das Neue Schloss in der Langen Nacht der Museen seine Tore. Luka (9), Carolin (12) und Konstantin (12) durften schon einmal durch die Säle schlendern und einen Blick in das Dienstzimmer des Ministerpräsidenten werfen.

Eines seiner bekanntesten Wahrzeichen verdankt die Stadt Stuttgart einem 16-jährigen angeberischen Wichtigtuer: Kaum war Herzog Carl Eugen von Württemberg alt genug, um allein zu regieren, forderte er nichts Geringeres als ein prächtiges, neues Schloss.

Vor mehr als 270 Jahren wollten die Stuttgarter den Herrscher dazu bringen, von Ludwigsburg in ihre Stadt zu ziehen. Carl Eugen ließ den Stuttgartern ausrichten: „Ich komme, aber nur wenn ihr mir ein neues Schloss baut!“ Das Alte Schloss, das eher einer mittelalterlichen Burg glich, war dem Herzog nicht luxuriös genug. Also begann der Baumeister Leopoldo Matteo Retti damit, einen neuen Palast für den verwöhnten Teenager zu errichten.

Ein schrecklicher Brand und ein heftiger Streit des Herzogs mit den Stuttgartern führten jedoch dazu, dass Carl Eugen erst in den Palast einzog, als er schon fast 50 Jahre alt war. Zuvor hatte der Herzog sein Schloss nur für eine schicke Party zu seinem 35. Geburtstag genutzt. Endgültig beendet wurde der Schlossbau sogar erst nach Carl Eugens Tod.

Von dem Neuen Schloss, das Carl Eugen einst bauen ließ, ist aber fast gar nichts übrig geblieben. Der große Palast, der heute den Stuttgarter Schlossplatz schmückt, wurde vor 60 Jahren komplett neu gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss fast völlig zerstört. Und fast wäre außer einer Ruine von dem früheren Prachtbau nichts mehr zu sehen. Nur mit einer Stimme Mehrheit beschlossen die Volksvertreter im baden-württembergischen Landtag 1957 den Wiederaufbau des Schlosses.

Wohnen darf heute niemand mehr darin. Im Inneren wurden nur einige wenige Räume ähnlich prunkvoll hergerichtet, wie sie früher waren. Einen Thronsaal oder ein königliches Schlafzimmer gibt es nicht mehr. In den wenigen edlen Sälen empfängt Winfried Kretschmann, der Regierungschef von Baden-Württemberg, berühmte Gäste. In zwei bis drei Jahren soll das Schloss wieder allen Bürgern zur Verfügung stehen. Bis dahin kann das Neue Schloss aber nur selten besichtigt werden.

Eine der besten Gelegenheiten dazu gibt es morgen. In der Langen Nacht der Museen, am Samstag, 17.3., kann man dort von 19 bis 2 Uhr in das Hofleben der Herzöge und Könige eintauchen.