Marcel "Marlut" Lutz „Meine Mutter ist mein größter Fan“

Maresa Stölting

Fußball wird beim VfB Stuttgart nicht mehr nur auf dem Platz , sondern auch an der Konsole gespielt. Thomas (9) und Konstantin (11) haben den Profizocker Marlut getroffen.

Thomas: Wie bist du zum E-Sport gekommen?
Marlut: Mein großer Bruder hat früher regelmäßig gezockt. Da habe ich oft zugeschaut, und manchmal durfte ich auch mitspielen. „Fifa“ haben wir zusammen gegen den Computer gespielt. Ich bin auch ein großer Fußballfan, deswegen war das mein Lieblingsspiel. Später habe ich mir jedes Jahr die neueste „Fifa“-Version von meinem Taschengeld gekauft. Als ich dann erwachsen war, habe ich es geschafft, mich für ein sehr bedeutendes Turnier in London zu qualifizieren. Ich habe sogar ein Preisgeld gewonnen, etwa 1000 Dollar. Bei meinem ersten Turnier direkt etwas zu gewinnen war großartig für mich.

Thomas: Wie bereitest du dich auf Turniere vor?
Marlut: Derzeit mache ich noch eine Ausbildung. Deswegen kann ich mich nicht ganz optimal auf Turniere vorbereiten. Aber es gibt einen Spielmodus namens Weekend League (auf Deutsch: Wochenend- Liga). Um mich für ein Turnier zu qualifizieren, muss ich am Wochenende 40 Spiele machen. Das dauert insgesamt zwölf Stunden. Schon dadurch habe ich ein sehr gutes Training. Allerdings schadet es auch nicht, wenn man vor einem Turnier jeden Tag gegen andere gute Spieler antritt.

Konstantin: Wie oft nimmst du an Turnieren teil?
Marlut: Es gibt große und kleine Turniere. In Stuttgart finden manchmal kleine Turniere statt. Da zahlt man ein kleines Startgeld und kann dann teilnehmen. Im vergangenen Jahr gab es vier große Turniere. Ich habe mich für alle qualifiziert, konnte am Ende aber leider nur an dreien teilnehmen. Das größte war der „Fifa Interactive World Cup“ (FIWC) in London, das ist die Weltmeisterschaft in „Fifa“ und das größte Computerspielturnier der Welt in diesem Bereich. Leider bin ich in der Gruppenphase ausgeschieden.

Konstantin: Gibt es viel Konkurrenz?
Marlut: Ja – sehr viel. Für den FIWC haben sich 32 von insgesamt rund sieben Millionen Spielern qualifiziert. Mittlerweile gibt es sehr hohe Preisgelder, deswegen steigen immer mehr Menschen ein. Früher konnte man mit Zocken kaum Geld verdienen.

Thomas: Kannst du denn vom Zocken leben, oder brauchst du noch einen anderen Job?
Marlut: Meine Ausbildung endet jetzt im Januar. Dann möchte ich mich auf das „Fifa“-Spielen konzentrieren. Also ja: Ich kann davon leben.

Konstantin: Was sagen deine Eltern zu deinem Beruf?
Marlut: Meinen Eltern hat es früher nicht gefallen, dass ich so viel Zeit vor dem Bildschirm verbracht habe, statt nach draußen zu gehen. Eltern werden immer sagen: Konzentriere dich auf die Schule, mach vernünftige Sachen, spiel nicht so viel am PC. Das ist ganz normal. Jetzt, wo meine Mutter sieht, dass ich an Turnieren teilnehmen kann, ein wenig durch die Welt reisen kann und damit auch Geld verdiene, ist sie mein größter Fan. Meine ganze Familie unterstützt mich und schaut sich die Turniere an. Das macht mich sehr stolz.

Thomas: Bist du auch ein echter Fußballfan?
Marlut: Ich bin Fußballfan durch und durch, seit meiner Kindheit. Und natürlich vom VfB. Ich schaue mir fast jedes Spiel an. Ich stehe zwar nicht auf dem Platz, bin aber als ESportler ein Teil der großen VfB-Familie. Nun verfolge ich die Spiele noch intensiver.

Thomas: Trefft ihr manchmal auch die VfB-Spieler und spielt gegen sie?
Marlut: Als mein E-Sport-Kollege Dr. Erhano und ich beim VfB Stuttgart vorgestellt wurden, haben wir auch gegen ein paar VfB-Profis gezockt. Das waren zum Beispiel Daniel Ginczek und Timo Baumgartl. Fußball haben wir noch nie gegen sie gespielt. Ein Elfmeterschießen gegen die VfB-Spieler wäre auf jeden Fall mal interessant (lacht)!

Steckbrief: Marcel "Marlut" Lutz (21) ist einer von zwei Profizockern, die der VfB Stuttgart verpflichtet hat. Marcel Lutz – genannt Marlut – spielt für den Verein „Fifa 18“ auf der Xbox. Die meiste Zeit macht ihm das Spaß. Aber manchmal hat er auch keine Lust und muss sich zum Zocken zwingen. Zurzeit macht Marlut außerdem eine Ausbildung zum Industriekaufmann, die er noch diesen Monat abschließt.