Ehrlich Brothers "Zersägt zu werden fühlt sich witzig an!"

Assata Frauhammer

Die Ehrlich Brothers kamen viel zu spät zum Interview mit Raffaele, Luisa und Fabian – weil sie ihre Haare noch stylen mussten. Im Gespräch waren sie dann aber sehr nett und haben viel Quatsch gemacht.

Raffaele: Wie seid ihr zum Zaubern gekommen?
Andreas: Ich hab mir mit neun einen Zauberkasten zu Weihnachten gewünscht. Den habe ich schon vor Heiligabend im Schlafzimmer meiner Eltern entdeckt. Das hab ich nicht verraten, aber dann hab ich heimlich geübt. An Weihnachten hab ich den Zauberkasten ausgepackt und konnte sofort fünf, sechs Tricks. Da waren meine Eltern ziemlich beeindruckt. Mir hat das so viel Spaß gemacht, dass ich nie mehr aufhören wollte zu zaubern.

Fabian: Was war euer allererster Zaubertrick?
Andreas:
Mein erster professioneller Trick war ein Kochtopf, in dem ich ein Feuer gemacht habe, und plötzlich waren Süßigkeiten drin. Voll cool! Der erste Trick von meinem Bruder Chris war, sich schweben zu lassen. Aber er hat’s voll vermasselt, ist runtergefallen und musste mit einer Platzwunde ins Krankenhaus.
Chris: Ja, weil deine Trickkonstruktion zu schwach war! Die ist in sich zusammengekracht.

Luisa: Wann und wo hattet ihr euren allerersten Auftritt?
Chris:
Wir hatten früher oft kleine Auftritte im Familienkreis, an Weihnachten zum Beispiel.
Andreas: Meinen ersten richtigen Auftritt hatte ich in der Kirchengruppe meiner Oma. Wenn ich heute daran zurückdenke, schäme ich mich. Die waren dort aber alle schon etwas älter und haben schlecht gesehen. Sie fanden mich ganz toll. Das hat mir Mut gemacht. Wenn alle am Anfang schon gesagt hätten, ich sollte es lieber bleiben lassen, wäre ich heute wahrscheinlich nicht hier.

Raffaele: Konntet ihr euch damals vorstellen, mit dem Zaubern berühmt zu werden?
Chris:
Wir haben nie zum Ziel gehabt, große Zauberer und berühmt zu werden. Wir haben nur einfach schon immer unglaublich gerne gezaubert und gerne eigene Tricks bei uns im Keller gebaut. Als wir mit der Schule fertig waren, mussten wir dann entscheiden, was wir machen wollten. Andreas hat erst einmal ein bisschen studiert, aber ich habe irgendwann gesagt: „Komm, lass uns was Vernünftiges machen, lass uns mal zaubern!“ Das kann man eigentlich keinem empfehlen. Aber das ist der Weg, den wir gegangen sind.

Luisa: Woher bekommt ihr die vielen Ideen für eure Illusionen?
Andreas:
Mein Bruder klaut natürlich alle Ideen von mir. Und ich hab sie meistens im Schlaf, unter der Dusche ... Dann schreib ich sie in ein Heft. Wenn wir dann Zeit haben, neue Sachen anzugehen, schauen wir da rein.

Fabian: Wie lange dauert es von der Idee bis zur Umsetzung eines Zaubertricks?
Chris:
Das kann man nicht so allgemein sagen. Manche Tricks sind ein bisschen einfacher, da sind wir nach drei, vier Monaten fertig. An den etwas aufwendigeren Illusionen, wie einen Monstertruck erscheinen zu lassen, sitzen wir schon mal drei Jahre.

Fabian: Denkt manchmal einer von euch, er hat einen genialen Trick, und der andere findet ihn doof?
Chris:
Jedes Mal!
Andreas: Ja, es kommt häufig vor, dass wir nicht einer Meinung sind. Wir sind Brüder, natürlich streiten wir auch mal. Der Stärkere setzt sich durch, das bin ich, von daher hab ich kein Problem damit (lacht).

Luisa: Was ist euer Lieblingstrick?
Chris:
Die Erscheinung des Monstertrucks!
Andreas: Ich finde es total cool, wenn mein Bruder mich zersägt. Das fühlt sich echt witzig an, wenn Oberkörper und Beine getrennt sind – nein, Scherz!

Fabian: Wer außer euch kennt denn noch eure Tricks? Zum Beispiel deine Kinder, Andreas?
Andreas:
Wir haben sehr viele Menschen im Team, jeder weiß ein bisschen. Meine Kinder bekommen auch viel mit, die sind viel bei uns in der Werkstatt und schauen zu. Aber alle Tricks kennen letztlich nur wir.

Fabian: Wisst ihr bei anderen Zauberern immer gleich, welcher Trick dahintersteckt?
Chris:
Nein. Wenn wir uns andere Zauberer anschauen, wollen wir uns verzaubern lassen und wollen gar nicht wissen, wie die Tricks funktionieren.

Fabian: Was würdet ihr gerne zaubern, schafft es aber nicht?
Andreas:
Puh, sehr schwierige Frage, Weltfrieden natürlich! Und ich würde meinen Bruder gerne auf den Mond zaubern.
Luisa:
Kenn ich.
Chris:
Wisst ihr, was ich dann machen würde? Ich würde mich wieder zurückzaubern!

Luisa: Zaubert ihr in eurem Privatleben auch aus einem Fünfer einen Fünfziger?
Andreas:
Klar, jedes Mal, wenn wir das Taxi bezahlen.
Chris: Manchmal nehmen die Taxifahrer das Geld dann aber nicht an... (lacht).

Raffaele: Habt ihr einen Tipp für alle Zauberlehrlinge, die auch mal berühmt werden wollen?
Chris:
Wichtig ist Leidenschaft. Man muss lieben, was man macht, sonst macht es keinen Spaß. Wenn man total Feuer und Flamme für etwas ist, kommt alles andere ein bisschen von alleine.


Steckbrief: Andreas (39, schwarze Haare) und Chris (35, blonde Strähnen) Reinelt kommen aus Nordrhein-Westfalen und sind Deutschlands bekannteste Magier. Seit 2004 treten sie als die Ehrlich Brothers (Die Ehrlich-Brüder) auf. Ihre Shows sind sehr aufwendig und oft spektakulär: So lassen sie etwa einen riesigen Monstertruck aus einem iPad erscheinen, einen Baum auf der Bühne wachsen, Menschen verschwinden oder zersägen sich in zwei Teile. Sie wurden bereits drei Mal als Magier des Jahres ausgezeichnet, zuletzt 2016. Außerdem haben sie 2016 einen Weltrekord für die größte Zaubershow der Welt mit fast 40 000 Zuschauern geholt.