Miriam Siebeck, Fridays for Future Aufhören? Erst wenn sich etwas verändert!

Marie Messmer

Sie organisiert die Schulstreiks und führt freitags mit ihrem Megafon den Demonstrationszug an: Miriam Siebeck (14) gibt alles für Fridays for Future. Unseren Kinderreportern Leonie (11), Emelie (12) und Julia (11, von links) hat Miriam erzählt, was sie am meisten stört und wie sie motiviert bleibt.  

Emelie: Gehst du auch in den Ferien jeden Freitag auf die Demonstrationen?

Miriam: Ja, ich bin immer auf den Demos – auch in den Ferien oder bei schlechtem Wetter. Der Klimawandel macht auch keine Ferien.

Emelie: Erzähl mal von deinen Aufgaben bei den Demonstrationen und warum du dort mitmachst.

Miriam: Meine große Schwester kennt viele Leute, die Fridays for Future nach Stuttgart gebracht haben. Im Januar stand in Stuttgart die erste große Demo an, und sie hat dann gesagt, ich soll mitkommen. Seitdem bin ich im Organisationsteam und muss verschiedene Aufgaben erledigen. Wir organisieren beispielsweise die Technik, Redebeiträge und Banner oder melden die Demoroute beim Ordnungsamt an. Während den Demos laufe ich oft ganz vorne und moderiere.

Julia: Ist Fridays for Future nur für Kinder?

Miriam: Bei den Streiks geht es um das Klima und die Zukunft. Und das betrifft alle Generationen, von den Kindergartenkindern bis zu den Großeltern. Mittlerweile gibt es beispielsweise die Parents for Future. Es ist wichtig, dass alle Generationen vertreten sind, da es jeden etwas angeht.

Julia: Meine Schule erlaubt es uns nicht, auf die Demos zu gehen. Findest du das fair?

Miriam: Den Schulen geht es immer um die Schulpflicht. Aber uns geht es um das Klima und nicht um das Schulschwänzen. Unsere Zukunft wird gerade massiv verspielt. Dass die Lehrer es den Schülern nicht erlauben, auf die Demos zu gehen, geht gar nicht. Ich gehe seit November jeden Freitag um 10 Uhr aus der Schule zur Demo.

Emelie: Hast du dafür Ärger von der Schule bekommen?

Miriam:  Am Anfang sind viele meiner Mitschüler zu den Demos gegangen, das fand  die Schule nicht gut und hat mit Abmahnungen gedroht. Aber es ist nichts passiert. Jetzt ist es so geregelt, dass wir eine Entschuldigung von den Eltern mitbringen müssen. Sie müssen  wissen, dass man nicht in der Schule ist, und dann darf man auch gehen.

Leonie: Und was sagen deine Lehrer, wenn du gehst?

Miriam: Die Lehrer reagieren unterschiedlich. Manche sagen immer, wie super sie das alles finden und dass wir auf gar keinen Fall aufgeben sollen. Andere Lehrer finden das nicht gut und sagen, ich solle mal wieder zu ihnen in den Unterricht kommen.

Julia: Haben sich deine Noten verschlechtert?

Miriam: Meine Noten sind nicht schlechter geworden. Und von vielen anderen habe ich gehört, dass sie gerade ein glänzendes Abi hingelegt haben. Wir lernen so vieles bei den Streiks, weil wir uns mit den unterschiedlichsten Themen auseinandersetzen.

Leonie: Viele Menschen unterschätzen die Klimakrise immer noch. Was willst du ihnen sagen?

Miriam: Sie sollen ihre Augen aufmachen und schauen, was in der Welt abgeht.  Denn dann würden sie sehen, wo die Klimakatastrophen schon angekommen sind und was jetzt schon alles passiert. Und die Menschen sollen die Sache an sich ranlassen und nicht eine Mauer aufbauen, wenn sie von der Klimakrise hören. Sie sollen sich Zeit nehmen, um die Probleme wahrzunehmen.

Emelie: Was stört dich am meisten?

Miriam: Das ganze System, in dem wir stecken. Da läuft so vieles falsch. Zum Beispiel, dass Zugfahren teurer ist als Fliegen, so was stört mich.

Julia: Hast du das Gefühl, dass ihr etwas bewirkt habt?

Miriam: Ja, die Politiker merken, dass Druck von der Straße kommt und man über das Thema sprechen muss. Wir haben für Gesprächsstoff gesorgt und es in die Köpfe der Menschen geschafft. Es wird viel überlegt und gesprochen, Maßnahmen gibt es trotzdem nicht. Erst wenn die Politiker unsere Forderungen umsetzen, hören wir auf zu streiken. Davor nicht.

Leonie: Macht es dann überhaupt Sinn, sich zu engagieren?

Miriam: Ja, sicher. Jeder kann etwas tun, vor allem kann jeder demonstrieren gehen. Das größte Druckmittel, das man in einer Demokratie hat, ist die Straße. Streiken hilft! 

Emelie: Wie bleibst du motiviert? 

Miriam: Motiviert zu bleiben ist nicht immer einfach. Jeden Freitag geben wir alles, und es passiert nichts. Das macht mich manchmal traurig, und ich möchte aufgeben. Aber es gibt auch Reaktionen, die mir Hoffnung geben. Wir haben noch die Möglichkeit, etwas zu ändern. Wir müssen weiter gemeinsam kämpfen, denn wir haben noch eine Chance!


Gemeinsam mit ihren Freunden organisiert Miriam Siebeck die wöchentlichen Streiks in Stuttgart. Auch im Alltag der 14-Jährigen ist der Klimaschutz angekommen: Sie ernährt sich schon lange Zeit vegetarisch und achtet darauf, nur Bioprodukte zu kaufen. Miriams Familie hat  kein Auto mehr, deshalb ist sie immer mit dem Fahrrad unterwegs. Nicht zu viel Müll zu produzieren und Plastik zu vermeiden, auch das ist Miriam wichtig. Außerdem ist die Schülerin überzeugt, dass wir alle schon genug  Klamotten in den Kleiderschränken haben. Deshalb kauft sich Miriam keine neue Kleidung mehr, sondern zieht die von ihren großen Geschwistern an, tauscht mit Freunden oder kauft im Secondhandladen ein.