Oliver Rohrbeck „Mit sieben habe ich schon Pinocchio gesprochen“

Timo Gotsch

Du kennst seine Stimme von Justus Jonas von den drei ??? oder vom Schurken-Helden Gru aus den Filmen „Ich – Einfach unverbesserlich“: Oliver Rohrbeck hat den Kinderreportern Bennet (12) und Elly (10) verraten, wie er Synchronsprecher wurde und worauf er sich im nächsten Jahr freut.

Bennet: Wie kam es dazu, dass du Synchronsprecher geworden bist?
Oliver Rohrbeck: Als ich noch ein Kind war und noch nicht einmal lesen konnte, wurde ich gefragt, ob ich bei der „Sesamstraße“ mitspielen will. Ich war dann in einem kurzen Video dabei. Und damals gab es noch nicht so viele Filmfirmen. Da hat sich dann rumgesprochen, dass es einen Sechsjährigen gibt, der Lust hat, ein bisschen zu schauspielen. Also wurde ich gefragt, ob ich auch mal synchronisieren möchte. Mit sieben Jahren habe ich dann Pinocchio gesprochen und daraufhin immer weiter Angebote bekommen.

Bennet: Wie war es, schon als Kind Synchronsprecher zu sein?
Oliver Rohrbeck: Das war wie Spielengehen für mich! Ich fand das super: Zuerst in eine Rolle schlüpfen und dann geht es ab nach Hause, fertig. Ich hatte sonst eine ganz normale Kindheit. Nur ab und zu habe ich eben synchronisiert oder mal vor der Kamera gestanden.

Elly: Wie bereitest du dich auf ein Hörspiel vor?
Oliver Rohrbeck: Die Texte für ein Hörspiel nennt man Manuskript. Das bekomme ich spätestens eine Woche vorher zugeschickt, lese es mir gründlich durch und schaue mir meine Rolle an. Das ist eigentlich alles. Ich muss nur genau wissen, wann etwas passiert und was passiert.

Elly: Wie läuft so eine Aufnahme im Tonstudio ab?
Oliver Rohrbeck: Bei den „Drei Fragezeichen“ zum Beispiel fahren wir meistens für zwei Tage nach Hamburg und nehmen zwei Folgen auf. Aber wir machen nicht eine Folge von vorn bis hinten durch und dann am nächsten Tag die andere. Wir richten uns danach, wann die anderen Schauspieler Zeit haben, die in den Szenen vorkommen. Zum Beispiel nehmen wir die vorletzte Szene einer Folge auf und springen dann direkt zur nächsten Folge. Daher lese ich vorher die Texte gut durch, um Bescheid zu wissen: Wo sind wir gerade in der Geschichte? Sind die Detektive gerade in Action, oder knobeln sie in der Zentrale?

Elly: Musst du den Text immer genau so ablesen, wie er auf dem Zettel steht?
Oliver Rohrbeck: Nein. Aber es gibt Hörspiele, wo man das genau so machen muss. Zum Beispiel habe ich für den Bayerischen Rundfunk mal ein Hörspiel aufgenommen. Da war es den Machern sehr wichtig, dass die Texte genau so gesprochen werden. Bei den „Drei Fragezeichen“ kann ich immer mal was verändern und umdrehen, aber ich kann an der Geschichte nichts ändern. Ich kann also nicht sagen: „Ist ja blöd, die Geschichte – wollen wir nicht ein ganz anderes Ende erfinden?“ Das kann ich nicht machen.

Elly: Liest du die Bücher von den „Drei Fragezeichen“, bevor ihr das Hörspiel aufnehmt?
Oliver Rohrbeck: Nein, ich lese nur die Manuskripte zu den Hörspielen. Dann brauche ich das Buch nicht mehr. Klar, die Manuskripte sind etwa um die Hälfte gekürzt, und natürlich wäre es interessant zu wissen, was an den Stellen passiert, die rausgestrichen sind. Aber um ehrlich zu sein, habe ich auch nicht die Zeit dafür. Ich lese beruflich ja ganz viel. Darum lese ich am Wochenende zu Hause nicht. Und wenn ich mal im Urlaub bin und Zeit habe, dann lese ich nicht „Die drei Fragezeichen“, ehrlich gesagt.

Bennet: Welche ist deine Lieblingsfolge von den „Drei Fragezeichen“?
Oliver Rohrbeck: Ich bin da nicht so ganz festgelegt. Von den alten Folgen finde ich die mit dem Karpatenhund super. Dann gibt es noch die Folge 78, die heißt „Das leere Grab“, und da ist es das einzige Mal, dass Justus Jonas wirklich den Boden unter den Füßen verliert: Seine Eltern melden sich bei ihm, dabei sind die eigentlich seit zehn Jahren tot. Ich mochte die Folge sehr gern, weil Justus dann mal keine rationale Antwort hatte, sondern emotional darauf reagieren musste.

Bennet: Sprichst du lieber ernste oder fröhliche Rollen?
Oliver Rohrbeck: Beides. Komödien machen mir total viel Spaß. Ich mag aber auch ernste Filme. Ich nenne sie auch Betroffenheitsfilme, weil sie das Publikum betroffen machen können, also zum Nachdenken bringen oder Gefühle anregen.

Bennet: Hast du eine Lieblingsrolle?
Oliver Rohrbeck: Ich mag den Beruf an sich einfach und liebe es, verschiedene Rollen zu übernehmen. Besonders gern spreche ich zum Beispiel Gru aus „Ich – Einfach unverbesserlich“. Das macht mir immer extrem Spaß. Im nächsten Jahr nehmen wir einen neuen Film auf! Darauf freue ich mich schon total.


Oliver Rohrbeck Der Berliner wurde 1965 geboren und ist seit seiner Kindheit Synchronsprecher. Er wusste schon früh, dass er das auch als Beruf machen wollte. Darum hat er in der 11. Klasse das Gymnasium abgebrochen, um früher die Schauspielschule besuchen zu können. Eine seiner bekanntesten Rollen, Justus Jonas von „Die drei Fragezeichen“, spricht er schon seit der ersten Hörspielausgabe aus dem Jahr 1979. Bei der ersten Aufnahme war er 13 Jahre alt. Der 58-Jährige leiht unter anderem auch dem Schauspieler Ben Stiller (zum Beispiel „Nachts im Museum“) die Stimme. Außerdem spricht er Hörbücher ein. Als Dialog-Regisseur ist er auch mal der Chef im Tonstudio, zum Beispiel bei dem Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“ von 2005.