Seit Wochen warten einige Tausend Menschen im Wald von Belarus darauf, die Grenze nach Polen überqueren zu können, um so in die Europäische Union gelangen zu können. Hier wollen sie Asyl beantragen, also bleiben. Die Männer, Frauen und Kinder kommen aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Jemen. Sie haben ihre Heimat verlassen, weil dort Krieg, Terror und Armut herrschen. Menschenhändler haben ihnen versprochen, dass sie in Europa eine bessere Zukunft hätten. Sie haben viel Geld bezahlt und wurden nach Belarus gebracht.
Der belarussische Herrscher Alexander Lukaschenko hat dieses falsche Spiel kräftig unterstützt, indem er die Leute in sein Land gelockt hat. Damit möchte er der EU gerne eins auswischen dafür, dass die Europäer seine Wahl im vergangenen Jahr nicht anerkannt haben, ihn ständig kritisieren und Sanktionen verhängt haben – das bedeutet, dass der Handel mit dem Land, die politischen Beziehungen oder der Flugverkehr eingeschränkt und Geldkonten gesperrt werden.
Die Geflüchteten im Grenzgebiet sind ratlos, denn die Grenze ist mit Stacheldraht verbarrikadiert und von Soldaten bewacht. Keiner kommt durch. Nach Hause zurück wollen sie aber auch nicht, deshalb harren sie in der Kälte aus und hoffen, dass man sie irgendwann doch noch durchlässt. Manche haben auch schon versucht, mit Gewalt durchzubrechen. Doch die Europäer schützen ihre Außengrenze mit allen Kräften.
An der Grenze zu Polen sitzen Tausende Menschen fest
Das Land Belarus
Belarus, das früher Weißrussland hieß, liegt genau zwischen dem EU-Land Polen und Russland. In dem Land mit 9,4 Millionen Einwohnern herrscht seit 27 Jahren Alexander Lukaschenko. Weil der alles allein bestimmt, bei der Wahl letztes Jahr böse betrogen hat und alle seine Kritiker einsperren lässt, nennt man ihn einen Diktator. Die echte Wahlsiegerin Swetlana Tichanowskaja musste fliehen und lebt heute mit ihren beiden Kindern (sechs und 11 Jahre alt) im Ausland. Von da aus versucht sie, ihr Land von Diktator Lukaschenko und ihren Mann aus dem Gefängnis zu befreien. Dabei bittet sie auch Deutschland und die Europäische Union immer wieder um Hilfe.
Soll Deutschland helfen?
Die Menschen, die mit ihren Kindern frierend im Grenzwald sitzen, tun jedem leid. Manche sagen deshalb, man soll sie doch einfach alle nach Deutschland holen. Das finden andere gar nicht gut, weil man dann dem Diktator in Belarus nachgibt. Außerdem könnte die Aufnahme noch mehr Menschen ermutigen, auch zu flüchten. Aber das wollen die meisten Politiker in Deutschland und Europa verhindern, damit es nicht wieder Ärger und Probleme gibt wie 2015, als sehr viele Flüchtlinge kamen.
Die Rolle der Türkei
Die Türkei liegt zwar weit weg von der Krise an der Grenze, doch viele Geflüchtete dort kamen mit dem Flugzeug aus der Türkei, denn diese liegt auf dem Weg zwischen ihren Herkunftsländern Afghanistan, Irak, Syrien und Jemen und Belarus. Weil die EU den Fluggesellschaften angedroht hat, sie aus Europa auszusperren, verkauft die Türkei nun keine Einmaltickets mehr nach Minsk, die belarussische Hauptstadt. Auch Syrien und die Vereinigten Arabischen Emirate stellten Flüge dorthin ein.