Sabine Ludwig „Manche Lehrerinnen ärgern sich über meine Bücher“

Maresa Stölting

„Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“, „Die fabelhafte Miss Braitwhistle“ und „Ausgerechnet Adelheid“: Die Bücher von Sabine Ludwig spielen oft in Schulen. Warum eigentlich? Das wollten unsere Kinderreporterinnen Carlotta (8) und Clara (11) von der Autorin wissen.

Carlotta: Schreiben Sie so viel über Schule, weil es Ihnen da so gut gefallen hat oder weil Sie sich die Schule ganz anders gewünscht hätten?

Sabine Ludwig: Es gibt verschiedene Gründe. Erstens hätte ich mir meine Schule ganz anders gewünscht. Ich hatte zum Beispiel nur ganz doofe Lehrerinnen. Und zweitens ist es so, dass ich eigentlich Lehrerin werden wollte und auch ganz, ganz kurz Lehrerin war. Aber nach meinem Abschluss hieß es: „Gehen Sie nach Hause, wir brauchen Sie nicht.“ Ich glaube, ich räche mich ein bisschen daran, indem ich dauernd über Schulen schreibe. Heute bin ich oft in Schulen, weil ich da viele Lesungen mache. Da erlebe ich verrückte Sachen!

Carlotta: Was ist das Witzigste, was Ihnen beim Vorlesen vor einer Klasse passiert ist?

Sabine Ludwig: Ich habe mal aus „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“ vorgelesen. Und da kommt ja die ziemlich ekelhafte Frau Schmidt-Gössenwein vor. Mitten in der Lesung ist die Lehrerin aufgesprungen und raus gegangen. Hinterher hat sie zu mir gesagt: (Sabine Ludwig verstellt ihre Stimme, spricht hoch und schrill.) „Das ist eine Unverschämtheit, dieses Buch vorzulesen! Meine Schüler haben sich die ganze Zeit nach mir umgedreht!“ Natürlich haben die sich nach ihr umgedreht, weil die genauso blöd war wie Schmidtie! Da musste ich sehr lachen. Manchmal gibt es Lehrerinnen, die sich richtig schön ärgern über meine Bücher. Aber Gott sei Dank gibt es mehr, denen die Bücher Spaß machen.

Clara: Wie findet es Ihre Familie, dass Sie so erfolgreiche Bücher schreiben?

Sabine Ludwig: Meine Familie ist genervt. Weil ich nämlich ständig rumjammere, solange ich schreibe: „Ich schaffe das nicht, mir fällt nichts ein, das wird nichts, Katastrophe!“ Das müssen die sich die ganze Zeit anhören. Ein schönes Erlebnis war aber, als ich zusammen mit meiner Tochter ein Buch gemacht habe. Sie hat die Illustrationen für „Schwarze Häuser“ gemacht. Das war ganz toll, ist aber auch schon acht Jahre her.

Clara: Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem Buch „Ausgerechnet Adelheid“?

Sabine Ludwig: Das weiß ich gar nicht mehr. Irgendwie tauchte der Name Adelheid in meinem Kopf auf. Das ist ja kein so üblicher Name mehr – ich kenne kein Mädchen heutzutage, das Adelheid heißt. Manchmal ist das so, dass man gar nicht genau weiß, woher die Ideen kommen. Plötzlich ist da jemand, und dann möchte man eine Geschichte über denjenigen schreiben!

Clara: Sie haben mal gesagt, dass Sie als Kind so wie Adelheids Freund Benni waren. Was für Quatsch haben Sie als Kind angestellt?

Sabine Ludwig: Benni stellt in diesem Buch ein sogenanntes Gestanksglas her. So etwas habe ich auch gemacht: Ich habe ein altes Weckglas genommen und alles Mögliche reingetan: einen toten Hamster, Badeschaum, Mehl, Zucker, Salz, alte Blätter – einfach alles, was ich gefunden habe. Dann habe ich das Glas eingebuddelt und nach ein paar Wochen wieder rausgeholt. Wenn man das dann aufmacht – das stinkt! Eine Stinkbombe ist harmlos dagegen! Dann habe ich so ein Glas – natürlich offen – irgendwo bei Nachbarn, die blöd waren, versteckt. Das war nicht nett von mir.

Carlotta: Was machen Sie, wenn Ihnen mal nichts einfällt?

Sabine Ludwig: Mir fällt oft nichts ein. Ich gehe dann raus und laufe durch die Gegend, ohne Ziel. Ich laufe und laufe und dabei kommen die Gedanken. Das kann ich euch nur als Tipp geben, wenn ihr mal über den Schularbeiten brütet und euch nichts einfällt: an die frische Luft gehen! Das hilft immer.

Clara: Ich möchte auch Autorin werden. Haben Sie einen Tipp für mich?

Sabine Ludwig: Ich bekomme manchmal solche E-Mails: „Ich will Autorin werden, und ich habe ein Buch angefangen, das soll 100 Seiten haben, und jetzt stecke ich fest und komme nicht weiter.“ Darum sage ich allen, die gerne schreiben: Fang erst mal mit kurzen Geschichten an. Die schafft jeder. Ich habe auch mit kurzen Geschichten angefangen, die waren nur drei, vier Seiten lang. Dann habe ich mich an etwas längere gewagt und so weiter. Wenn man sich etwas Großes vornimmt und nicht weiterkommt, dann lässt man es meistens für immer. Das wäre schade.

Clara: Was war als Kind Ihr Traumberuf?

Sabine Ludwig: Vor ein paar Wochen habe ich einen Brief an meine Mutter gefunden. Da war ich acht Jahre alt und habe geschrieben, ich möchte später Strapaz- Künstlerin werden. Ich meinte natürlich Trapezkünstlerin, also eine Artistin im Zirkus. Aber Strapaz-Künstlerin passt heute perfekt! Weil es ziemliche Strapazen, also Schwierigkeiten, sind, Bücher zu schreiben. Diesen Berufswunsch hatte ich ganz vergessen.


Sabine Ludwig Mit ihren Büchern hat die Autorin schon mehrere Preise abgeräumt. Sie schreibt nicht nur selbst, sie übersetzt auch Bücher aus dem Englischen ins Deutsche, außerdem verfasst sie Hörspiele und Theaterstücke. „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“ und die Fortsetzungen der Reihe liefen auch schon erfolgreich im Kino.