Sebastian Heymann „Wir können jeden Gegner schlagen“

Timo Gotsch

2019 ist Rückraumspieler Sebastian Heymann zum ersten Mal für die deutsche Nationalmannschaft aufgelaufen. Nun steht der 25-Jährige im Kader für die Heim-EM. Unseren Kinderreportern Salomon (7) und Louisa (11) hat er verraten, warum er niemals Torhüter sein wollte.

Louisa: Hast du ein Vorbild?
Sebastian Heymann: Da gibt es viele. Im Privaten sind es meine Eltern, zu denen ich aufschaue und auf die ich immer sehr stolz bin. Sportlich gesehen habe ich verschiedene Vorbilder. Eines ist zum Beispiel der Franzose Nikola Karabatić. Der hat alles gewonnen, was man im Handball gewinnen kann, und war mehrmals Welthandballer. Natürlich verfolge ich auch viele Spieler, die auf meiner Position spielen. Da kann man sich oft das ein oder andere abschauen. Und ein großer Fan bin ich von den Basketball-Legenden Michael Jordan und Kobe Bryant, vor allem wegen der Art und Weise, wie sie mit Druck und Rückschlägen umgehen. Ich habe das Buch „Mamba Mentality“ von Kobe Bryant gelesen, als ich meine schwere Knieverletzung hatte. Das hat mir geholfen, mit meiner eigenen Situation besser umzugehen.

Salomon: Wie bist du Profi geworden?
Sebastian Heymann: Aus der Jugendmannschaft habe ich den Schritt in die Drittliga-Mannschaft geschafft. Gleichzeitig habe ich die Auswahlmannschaften durchlaufen und schon seit der U 16 meine ersten Länderspiele für Deutschland gemacht. Kurz vor meinem Abitur habe ich mit einem Freund gewettet, ob ich es schaffe, Profi zu werden und in der Bundesliga oder in der A-Nationalmannschaft zu spielen. Darauf wettete er. Ich habe das damals noch nicht wirklich geglaubt. Unser Wetteinsatz war, dem anderen eine Woche lang das Essen in der Mittagspause zu bezahlen. Das habe ich dann gern gemacht – ich bin schon froh, dass ich die Wette verloren habe (lacht). Nach meinem Abitur bin ich dann zu Göppingen gekommen.

Louisa: Du spielst ja im Rückraum auf der linken Position – wie kam es dazu?
Sebastian Heymann: Ich war schon in meiner Jugend immer im Rückraum aktiv. Linkshänder spielen meistens auf der rechten Position im Angriff, und ich bin Rechtshänder und spiele deshalb links. Als Rückraumspieler muss man Situationen gut lesen können und in den wichtigen Momenten Entscheidungen treffen. Das habe ich schon immer gern gemacht, und deshalb spiele ich da immer noch.

Louisa: Würdest du auch mal auf einer anderen Position spielen?
Sebastian Heymann: Ich glaube nicht! Auf keinen Fall möchte ich ins Tor gehen. Man muss sich das mal überlegen: Aus einer Distanz von elf bis sechs Metern bekommt man da die Bälle um die Ohren geworfen. Wenn der Angreifer reinspringt und man als Torhüter rauskommt, sind es nur noch vier bis zwei Meter Abstand. Die Bälle sind bis zu 140 Kilometer pro Stunde schnell! Also für mich wäre das nichts (lacht).

Salomon: Mit welchem Spieler aus deiner Mannschaft spielst du am liebsten?
Sebastian Heymann: Eine schwierige Frage! Wenn ich mir aber einen aussuchen müsste, dann wäre das Marcel Schiller. Als ich damals nach Göppingen kam, hat er mir sehr geholfen, mich schnell einzuleben, und hat dafür gesorgt, dass ich mich wohlfühle. Deshalb ist er für mich eine sehr wichtige Bezugsperson geworden.

Louisa: Was ist das für ein Gefühl, für Deutschland spielen zu dürfen?
Sebastian Heymann: Deutschland hat den größten Handball-Verband der Welt. Hier gibt es so viele gute Spieler. Einer von den wenigen zu sein, die mit dem Adler auf der Brust auflaufen dürfen, macht mich unglaublich stolz. Das treibt mich immer wieder an, jeden Tag und in jedem Training alles zu geben.

Louisa: Du warst ja lange Zeit verletzt. Wie motivierst du dich, wieder fit zu werden?
Sebastian Heymann: In dieser Zeit haben mich die Bilder der Nationalmannschaft angetrieben. Ich wollte endlich wieder solche Momente erleben. Ich weiß noch, wie nervös ich vor meinem ersten Länderspiel war. Aber es war auch eine richtige Vorfreude. Ich hatte schon Gänsehaut, als ich in die Halle gekommen bin und alle zusammen die Hymne gesungen haben. Ich wurde auch immer von meiner Familie und meinen Freunden unterstützt. Wenn sie mich im Fernsehen sehen, sind sie unheimlich stolz. Das treibt mich besonders an, wenn ich meiner Familie auf diese Weise etwas zurückgeben kann.

Louisa: Welche Erwartungen hast du für die EM in Deutschland?
Sebastian Heymann: Ich glaube, die Stimmung wird super sein! Deutschland ist schon ein handballverrücktes Land, und in den vollen Stadien mit fast nur deutschen Fans zu spielen wird wahrscheinlich ein richtig geiles Gefühl. Ich denke nicht, dass das deutsche Team ein Topfavorit ist. Wir haben in unserer Mannschaft aber eine sehr gute Breite mit Spielern, die sich tagtäglich in der stärksten Liga der Welt messen. Wir sind durchaus in der Lage, jeden Gegner zu schlagen. Eine Medaille um den Hals wäre natürlich ein super Abschluss!

Louisa: Spielst du lieber für Deutschland oder für deinen Verein Frisch Auf Göppingen?
Sebastian Heymann: Klar, ich spiele immer am liebsten für mein Land, weil das die größte Anerkennung ist, die man bekommen kann. Auf der anderen Seite weiß ich aber auch, dass das nur möglich ist, wenn man in seinem Heimatverein seine Leistung bringt. Deshalb spiele ich auch sehr, sehr gern für meinen Verein! Am Ende ist es die Kirsche auf der Sahnetorte, wenn man auch für Deutschland spielen kann.


Sebastian Heymann Der gebürtige Heilbronner hat mit drei Jahren in der Jugend des TSB Heilbronn-Horkheim mit dem Handball angefangen. Er spielt im Rückraum links. Bis zum Sommer 2024 wird er für Frisch Auf Göppingen spielen. Schon jetzt ist klar, dass er zur nächsten Saison zu den Rhein-Neckar Löwen in Mannheim wechselt. Er bleibt also in Baden-Württemberg. Der 25-Jährige startete schon in der Jugendauswahl der deutschen Nationalmannschaft. Am 9. März 2019 gab er sein Länderspieldebüt im A-Nationalteam gegen die Schweiz. Heymann gilt als eines der größten deutschen Talente.