Viktoria Rebensburg "Ich nehme 30 Paar Skier mit"

Maresa Stölting

Zwei Olympiamedaillen hat die Skirennläuferin Viktoria Rebensburg schon eingefahren. Ob in Pyeongchang noch weitere dazukommen? Im Telefon-Interview mit unseren Reporterinnen Merle (11) und Karolin (11) verrät die 28-Jährige, warum  gute Skifahrer im Sommer gemacht werden.

Karolin: In welchem Alter und wo hast du Skifahren gelernt?
Viktoria Rebensburg: Mit drei Jahren. Ein paar Hundert Meter von meinem Elternhaus in Kreuth am Tegernsee gibt es einen kleinen Skilift. Dort, auf meinem Hausberg, habe ich Skifahren gelernt.

Karolin: War es schon immer dein Traum, Skirennläuferin zu werden?
Viktoria Rebensburg: Ich fand das schon immer faszinierend. Als ich noch in der Schule war, konnte ich es immer kaum erwarten, nach Hause zu kommen, den Fernseher anzuschalten und Skirennen anzuschauen. Mein Vorbild war Katja Seizinger, sie war extrem erfolgreich zu ihrer Zeit. Natürlich habe ich auch davon geträumt, selber an großen Rennen teilzunehmen. Aber damit es dann wirklich so weit kommt, muss vieles zusammenpassen: Man braucht das nötige Glück, damit man verletzungsfrei durchkommt. Und man muss mit dem richtigen Trainer zur richtigen Zeit arbeiten. Darum bin ich sehr froh und dankbar, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte.

Merle: Was waren die schönsten Momente in deiner bisherigen Karriere?
Viktoria Rebensburg: Natürlich war der Olympia-Sieg in Vancouver 2010 sehr besonders. Danach ging es ziemlich turbulent zu: Interviews, Empfänge, jeder wollte plötzlich irgendetwas von mir wissen. Auch der Doppelsieg in Ofterschwang 2012 wird mir immer in Erinnerung bleiben. Dort habe ich beide Riesenslaloms an zwei Tagen hintereinander gewonnen. Das war so schön, weil die Rennen in Deutschland waren. Die Stimmung war extrem schön, und das Wetter war auch gut.

Merle: Wie bereitest du dich auf die Olympischen Winterspiele vor? Gibt es da einen extra strengen Trainingsplan?
Viktoria Rebensburg: Nein, ich bereite mich nicht besonders darauf vor. Obwohl es die Olympischen Spiele sind, ist es wichtig, dass man jedes Rennen wie ein normales Wettkampfrennen angeht. Auch dort gibt es rote und blaue Tore, einen Start und ein Ziel, und man versucht, möglichst gut durchzukommen. So will ich das auch in Pyeongchang versuchen. Außerdem geht es für uns Skirennläufer sowieso Schlag auf Schlag. Wir haben kurz vorher noch Weltcup-Rennen, und dann geht es direkt nach Südkorea. Die Biathleten zum Beispiel haben vorher drei Wochen Zeit für ein Olympia-Vorbereitungscamp.

Karolin: Wie viele Paar Ski nimmst du mit zu Olympia?
Viktoria Rebensburg: Ich schätze, dass es etwa 30 Paar sein werden. Jedes Paar Ski ist anders präpariert: Es gibt also unterschiedliche Härten von Material. Wenn ich eine große Auswahl dabei habe, kann ich sehr schnell auf unterschiedliche Bedingungen reagieren.

Merle: Südkorea ist ja nicht unbedingt ein Skiparadies. Macht Skifahren dort überhaupt Spaß?
Viktoria Rebensburg: Wir waren im vergangenen Jahr für einen Testwettkampf vor Ort und haben dort Super-G und Abfahrt gemacht. Natürlich ist das ein ganz anderes Skigebiet als bei uns, aber am Ende ist es egal, ob ich in Südkorea oder in Deutschland antrete: Die Strecke ist sehr schön, es gibt Schnee, und meine Aufgabe ist die gleiche.

Karolin: Was sind deine Ziele für Olympia?
Viktoria Rebensburg: Bei Olympia geht es natürlich immer um Medaillen, und es wäre sehr schön, wenn ich welche mit nach Hause bringen könnte. Aber man darf nicht zu verbissen sein. Ich fahre einfach extrem gerne Ski, das ist mein Hobby, und ich liebe das. Deswegen will ich in Südkorea einfach so gut wie möglich Ski fahren.

Karolin: Hast du manchmal auch Angst vor einem Rennen?
Viktoria Rebensburg: Die Zeiten sind zum Glück vorbei. Als junge Athletin, die ihre ersten Weltcup-Abfahrten bestreitet, hatte ich natürlich manchmal Angst. Respekt vor einem Rennen habe ich noch, das ist auch wichtig. Aber wenn man gewinnen will, muss man am Limit fahren, und dann darf man keine Angst haben.

Merle: Wie trainierst du im Sommer?
Viktoria Rebensburg: Es gibt bei uns ein Sprichwort: Gute Skifahrer werden im Sommer gemacht. Da hat man die Zeit, sich für den Winter fit zu machen. Ich wohne am Tegernsee und mache dort viel draußen in der Natur: Radfahren, auf den Berg wandern, laufen. Ich bin auch viel auf dem Sportplatz und im Kraftraum.

Karolin: Ich hatte im vergangenen Jahr 25 Skitage. Für mich ist das sehr viel. Wie viele Skitage hast du im Jahr?
Viktoria Rebensburg: Das kann ich gar nicht genau sagen. In der Vorbereitung auf die Saison hatte ich etwa 30 Schneetage, bis Ende Oktober. Wenn die Saison Mitte November losgeht, stehe ich bis Ende März fast jeden Tag auf Skiern.

Merle: Dein Sport ist sehr gefährlich. Hast du dich schon einmal verletzt?
Viktoria Rebensburg: Wir fahren mit 100 bis 120 Kilometern pro Stunde den Berg runter. Eine kleine Unachtsamkeit – dann kann es schon passieren, dass man stürzt. Ich habe mir bisher zwei größere Verletzungen zugezogen. Einmal einen Innenbandanriss im linken Knie, und einmal habe ich mir den Schienbeinkopf gebrochen. Ich wäre froh, wenn es bis zu meinem Karriereende dabei bleiben würde.

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Steckbrief: Viktoria Rebensburg
Alter:
Viktoria Rebensburg wurde am 4. Oktober 1989 im oberbayrischen Kreuth am Tegernsee geboren. Sie ist 28 Jahre alt.
Erfolge: 13 Weltcup-Siege, Goldmedaille im Riesenslalom bei Olympia 2010 in Vancouver (Kanada), Bronzemedaille im Riesenslalom bei Olympia 2014 in Sotschi (Russland)
Sport: Wenn sie nicht gerade auf Skiern steht, spielt Viktoria Rebensburg auch gerne Golf oder Tennis. Zum Aufwärmen vor dem Training kickt sie manchmal auch.
So beschreibt sich Viktoria Rebensburg selbst: bodenständig, heimatverbunden, zielstrebig